Mittwoch, 25. Oktober 2023

Wirtschaftsplan der Stadtwerke für 2024 trotz geplanter Verluste genehmigt

In der Sitzung des Werkausschusses am 24.10.23 wurde der Wirtschaftsplan für 2024 trotz der von uns geäußerten Bedenken und entgegen unseren Stimmen (und der der ÜB) „durchgeboxt“.

Warum wir dem Wirtschaftsplan nicht zugestimmt haben, hat mehrere Gründe.

Im Vordergrund stehen dabei die – fast wie jedes Jahr - schon wieder massiv steigenden Personalkosten. 

Ein paar Zahlen zur Einordnung: Im Jahr 2010 lagen die Ausgaben für das Personal noch bei 7,3 Millionen Euro, 2022 waren es schon stolze 15,8 Millionen. Dies ist ein Zuwachs von 116,5%, im Gegensatz dazu wuchs der Umsatz im gleichen Zeitraum lediglich um 46,4 %. Damit nicht genug, für 2023 wurden die Personalausgaben auf knapp 18 Millionen Euro angehoben und jetzt sollte noch einmal eine Erhöhung für 2024 auf 19,3 Millionen erfolgen.

Nun stellt sich die Frage, wie das finanziert wird. Fakt ist, dass der Stromabsatz rückläufig ist (-21 %) und der von Gas stagniert. Somit sprudeln die beiden traditionellen Einnahmequellen nicht mehr so üppig, die Folge davon sind massive Kreditaufnahmen. Man spricht hier von 22,7 Millionen Euro für das Jahr 2023 und für 2024 von sage und schreibe 29,4 Millionen. Gesamt seit 2010 ca. 100 Millionen Euro.

Auch die Entwicklung der Eigenkapitalquote gibt uns Anlass zur Sorge. Lag diese im Jahr 2017 noch bei satten 58%, so wurden für das Jahr 2022 „nur“ noch 45% gemeldet.

In Anbetracht dieser Zahlen konnte die CSU-Fraktion dem Wirtschaftsplan für 2024 nicht zustimmen, leider teilte der Rest des Ausschusses mit Ausnahme der ÜB unsere Bedenken nicht. 

Wir können nur hoffen, dass dieses Finanzexperiment namens Wirtschaftsplan 2024 mittel- und langfristig aufgeht und die finanzielle Sicherheit der Stadtwerke erhalten bleibt.

Norbert Winter
Sprecher der CSU-Fraktion im Werkausschuss


Montag, 31. Juli 2023

ANTRAG: Vorbereitende Maßnahmen zur Auslotung des Geothermie-Potential im Stadtgebiet Dachau

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
 
Die CSU-Stadtratsfraktion stellt folgenden ANTRAG:
 
Die Stadtverwaltung zeigt auf, welche Schritte zur Untersuchung von Geothermie-Potentialen im Zuge der Wärmewende im Stadtgebiet vorzunehmen sind. Dabei wird anhand von Beispielen anderer Kommunen in der Metropolregion München aufgezeigt, wie die Untersuchung und Realisierung dort vorgenommen von statten gingen, welche Mittel aufzuwenden waren und innerhalb welches Zeitraums Untersuchung und Realisierung erfolgten.
 
Es ist dabei auch aufzuzeigen, welche kritische Masse an anzuschließenden Haushalten und öffentlichen Gebäuden erforderlich ist, um ein solches Vorhaben wirtschaftlich stemmen zu können. Es soll des Weiteren darauf eingegangen werden, welche Fördermittel von Land und Bund zur Verfügung stehen bzw. stehen müssten, um ein solches Projekt für eine Stadt wie Dachau in Angriff zu nehmen.
 
Zur Vorstellung der Ergebnisse ist nach Möglichkeit ein Projektverantwortlicher einer Kommune oder alternativ ein Sachverständiger eines externen Planungsbüros zu einem Vortrag zu laden.
 
BEGRÜNDUNG:
 
Die viel diskutierte und im Zuge der Abwehr des Klimawandels erforderliche Wärmewende wird nicht zu leisten sein, in dem ein einzelner Königsweg beschritten wird. Stattdessen werden viele Ansätze untersucht und ggf. unterschiedliche Konzepte umgesetzt werden müssen um die vor Ort passenden Veränderungen auf bezahlbare Weise vorzunehmen. Geothermie kann eine sehr gute Quelle für Wärme darstellen, allerdings sind entsprechende Bohrungen mit Millionenkosten verbunden. Insofern gilt es fundiert vorzugehen und zunächst dem Stadtratsgremium, aber auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern wichtige Fakten und Erfahrungen anderer Kommunen strukturiert an die Hand zu geben.
 
HAUSHALTSMÄSSIGE AUSWIRKUNGEN:
 
Für die Bearbeitung des Antrags ggf. geringe Mittel für das Einholen externer Expertise, sowie die Organisation eines Vortrags.
 
Florian Schiller
Fraktionsvorsitzender

ANTRAG: Informationsveranstaltung Wärmeplanung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
 
Die CSU-Fraktion stellt folgenden Antrag:
 
Die Stadtverwaltung informiert die Bürgerschaft im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zum Stand und zum Zeitplan zur Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung im Stadtgebiet Dachau. Dabei ist insbesondere auch auf geplante und angedachte Wärmenetze, die in den kommenden Jahren realisierbar wären, einzugehen. Ebenso sollen mögliche Auswirkungen des Wärmeplans auf die individuelle Auswahl des Heizsystems dargelegt werden.
 
BEGRÜNDUNG:
 
Die gesetzgeberischen Initiativen der Bundesregierung in Sachen Wärmewende beherrschen die öffentliche Diskussion. Die kommunale Wärmeplanung rückt dabei als ein wichtiger Hebel, ggf. auch Schlüssel auf dem Weg des Umbaus der Wärmeversorgung immer mehr in den Vordergrund. Dachau hat sich diesbezüglich auf den Weg gemacht. Ein Gelingen wird von einem engen Schulterschluss aus Bürgern und Stadt abhängen. Insofern ist eine umfassende Information der Bürgerinnen und Bürger vor Ort das beste Mittel um auf konkrete Fragen eingehen zu können. Ziel der Veranstaltung sollte daher auch sein, dass die Bürgerschaft weiß, wann mit einer kommunalen Wärmeplanung in Dachau zu rechnen ist und an welchen Stellen im Stadtgebiet in Zukunft Anschlussmöglichkeiten an eine Nah- oder Fernwärmeversorgung geschaffen werden könnten, bzw. wo dies aus Verwaltungssicht auszuschließen ist.

HAUSHALTSMÄSSIGE AUSWIRKUNGEN:
 
Interner Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung der Versammlung.
 
Florian Schiller                      Gertrud Schmidt-Podolsky
Fraktionsvorsitzender           Stadträtin

Montag, 24. Juli 2023

CSU-Stadtratsfraktion: keine Zusammenarbeit mit der AfD!

Die CSU-Stadtratsfraktion hat sich in den vergangenen Jahren bereits sehr klar gegen jedwede Art der Zusammenarbeit mit der AfD im Dachauer Stadtrat positioniert und diese Linie uneingeschränkt verfolgt. Diese Positionierung ist unverrückbar. 
 
Mit Vertretern einer Partei, die rechtsextremes Gedankengut relativiert und verbreitet, deren Spitzenpersonal Faschisten beinhaltet, wird die Dachauer CSU-Stadtratsfraktion heute und in Zukunft keine gemeinsame Sache machen. 
 
Wenn uns die Geschichte eines lehrt, dann ist es, bereits den Anfängen radikaler Entwicklungen Einhalt zu gebieten. Das gilt nicht nur, aber insbesondere an einem Ort wie Dachau. Dieser Lehre aus der Geschichte sehen wir uns als Dachauer Kommunalpolitiker verpflichtet.

Donnerstag, 13. April 2023

Jeder vierte Euro in Bayern geht an die Kommunen

Im Jahr 2023 fließen 20,2 Milliarden Euro im Freistaat Bayern an seine Kommunen. Dies ist sowohl in absoluten Zahlen eine Rekordsumme, aber auch prozentual gemessen am Haushaltsvolumen des Freistaats. Dieses beträgt heuer 71,2 Milliarden Euro und ist damit geringer als in den drei Jahren davor. Der Anteil für die Leistungen an die Kommunen ist aber trotzdem seit 2020 kontinuierlich gestiegen, von 17,7 Mrd. Euro (22% Anteil am Gesamtvolumen) auf jetzt mehr als 20 Mrd. Euro (28,5%). Mehr als jeder vierte Euro, der im Freistaat Bayern ausgegeben wird, fließt also an seine Kommunen.

Der kommunale Finanzausgleich ist dabei nur eine Säule der Kommunalfinanzierung. Mit 11,1 Mrd. Euro wurde hierbei heuer ein neuer Rekordwert erreicht. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 5,8% bzw. 607 Mio. Euro. Dazu erhalten die Kommunen rund 38% der Grunderwerbssteuer des Landes, 70 % aus der Bundeskompensation für die KFZ-Steuer und weitere Leistungen.
Zusätzliche Unterstützungsleistungen fast in der gleichen Größenordnung des kommunalen Finanzausgleiches, nämlich 9 Mrd. Euro, lässt der Freistaat Bayern seinen Kommunen über andere Wege zukommen. Auch hier ist gegenüber 2020 ein Plus von 1,6 Mrd. Euro zu verzeichnen. So erhalten die Kommunen 2 Mrd. Euro über das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) für Kinderbetreuung vor Ort. Im Asyl-Bereich erstattet Bayern seinen Kommunen die Ausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu 100%. Allein im Jahr 2022 beliefen sich die Erstattungen auf 574 Mio Euro. In anderen Bundesländern werden hier teilweise nur Pauschalen an die Kommunen bezahlt, die die Kosten bei weitem nicht decken.

Zusätzlich erhalten die Kommunen im Rahmen des Finanzausgleichs auch 2023 Leistungen aus allgemeinen staatlichen Haushaltsmitteln.
Hier einige Beispiele:

  • Aus der Milliarde für den kommunalen Hochbau nach Art. 10 FAG stammen 287 Mio. Euro aus allgemeinen Haushaltsmitteln
  • Von den Bedarfszuweisungen/Stabilisierungshilfen stammen 51 Mio. Euro aus allgemeinen Haushaltsmitteln
  • Beim Sonderbaulastprogramm sind es 6,1 Mio. Euro. Besonders erwähnenswert ist, dass der Freistaat auch in Krisenzeiten seine Kommunen nicht im Stich gelassen hat. Anders als der Bund hat Bayern auch 2021 die Hilfsmaßnahmen im Rahmen der Corona-Krise fortgeführt und die Gewerbesteuerausfälle in Höhe von 330 Mio. Euro kompensiert. Bereits 2020 hatte der Freistaat seinen Kommunen hier mit 1,3 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen und die Kommunalhilfen des Bundes verdoppelt.

Unter dem Strich bleibt die erfreuliche Erkenntnis, dass die Finanzsituation der bayerischen Kommunen im Ländervergleich sehr gut ist. Die Verschuldung ist gering, so dass kaum Kassenkredite in Anspruch genommen werden müssen. Im Jahr 2021 betrug die Verschuldung 1.142 Euro je Einwohner, wohingegen der Durchschnitt der Flächenländer in Westdeutschland 2.108 Euro betrugen. Kassenkredite wurden nur in Höhe von 31 Euro je Einwohner aufgenommen. Die Kommunen in NRW und im Saarland liegen hier deutlich über 1.000 Euro, Rheinland-Pfalz sogar über 1.400 Euro. Auch bei der Investitionsquote liegen Bayerns Kommunen schon lange vorne. Im Jahr 2021 lag diese bei stolzen 23,5 % (Durchschnitt Kommunen Flächenländer West 2021: 15,2 %; NRW nur 11,3 %). Die Investitionsausgaben erreichten trotz Krise auch 2021 ein Spitzenniveau von über 11 Mrd. Euro.
 
Fazit: Bayern ist das kommunalfreundlichste Bundesland, Bayern unterstützt seine Kommunen nach Kräften, jeder vierte Euro aus dem Staatshaushalt geht an die Kommunen. Aber kommunale Selbstverwaltung bedeutet auch, dass die Kommunen ihre Hausaufgaben machen und auch vor Ort gut wirtschaften und haushalten müssen. Im Landkreis Dachau hatten die Kommunen als Standort zudem einen mittlerweile nachweisbaren Malus durch das schlimmste Kapitel der Deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945. Die Folgen des NS-Regimes und der Stempel „Dachau“, dem Ort des ersten Konzentrationslagers in Deutschland, haben leider lange Zeit negativ nachgewirkt. Es ist das Verdienst von Oberbürgermeister Peter Bürgel, Dachau zu einem inzwischen international allgemein anerkannten Gedenk- und Erinnerungsort gemacht zu haben. Unser Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath und Erdwegs 1. Bürgermeister Christian Blatt, zudem Kreisvorsitzender der kommunalpolitischen Vereinigung der CSU (KPV), werden hierzu über den Bayerischen Landtag ein umfangreiches Antragspaket stellen, um diese Spätfolgen für unsere Dachauer Kommunen künftig - vor allem durch Änderungen im Bundesrecht - auszugleichen. Die CSU-Fraktion im Dachauer Stadtrat unterstützt dieses wichtige Vorhaben zu 100%.

Tobias Stephan
Diplom-Politologe (Univ.)

Stadtrat
CSU-Ortsvorsitzender Dachau


Mittwoch, 1. März 2023

Florian Schiller (40), CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, im Interview mit den Dachauer Nachrichten

Herr Schiller, wie lange hat es gedauert, bis Sie sich vom letzten Kommunalwahlergebnis erholt haben?                 

Florian Schiller: Klar, das OB-Wahlergebnis war mit 14 Prozent ein Tiefschlag. Das kann man nicht anders bezeichnen. Im Stadtrat sind wir zumindest bei 26 Prozent gelandet, haben aber auch Sitze verloren. Das ist nicht das, wo wir sein wollten und wo wir in Zukunft sein wollen. Das ist völlig klar.

„Opposition ist Mist“ hat Franz Müntefering mal gesagt. Hat er also recht?
    Für uns gilt: Wir haben das Ergebnis der Kommunalwahl angenommen und machen keine Fundamentalopposition. Das ist weder das, was die Bürger wollen, noch das, was die Kommune voranbringt.

Beruht diese Erkenntnis auf der Analyse Ihres Kommunalwahlkampfs, den viele als zu polarisierend empfanden?
    Der OB ist ein sehr populärer Amtsinhaber, das zeigt sein astronomisches Wahlergebnis von 76 Prozent. Unsere Strategie, ihn inhaltlich anzugreifen – persönlich haben wir ihn übrigens nie angegriffen! – hat daher offensichtlich nicht funktioniert. Unsere Kritik hat sich eher ins Gegenteil verkehrt.

Die linke Mehrheit im Stadtrat, vor der Sie explizit gewarnt hatten, wurde dann ja auch Realität.
    Das stimmt. Wobei das Interessante ist: Das Links-Bündnis oder wie auch immer Sie es nennen wollen, funktioniert bei den gewichtigen Themen nicht. Einig sind sich SPD, Grüne und Bündnis für Dachau eigentlich nur in der Verkehrspolitik, also beispielsweise in der Frage, wie viele Parkplätze zugunsten von Fahrradwegen weggenommen werden. Und es funktioniert beim Thema Bauen. Stichwort: der vor einem Jahr beschlossene Konsens zur Baulandentwicklung, der meines Erachtens eher ein Konsens zur Bauland-Nichtentwicklung ist.

Auch in Haushaltsfragen gab es zwischen SPD, Grünen und Bündnis keine Differenzen.
    Wenn es um die Aufblähung der Verwaltung geht, sind sie sich einig. Genau wie bei der Verteilung der Posten, was man gleich zu Beginn bei der Wahl der Bürgermeister sehen konnte...

Wo waren sich Rot, Grün und Bündnis dann nicht einig? Und wäre das nicht eine Chance für Ihre CSU?
    Bei großen Fragen wie zum Beispiel beim Zehn-Minuten-Takt oder beim MD-Gelände waren sie nicht einer Meinung. Da kam es immer auf die CSU an. Und das ist auch unsere Botschaft: Wir verschließen uns nicht. Dinge, die vernünftig sind für die Stadt, die tragen wir mit.

Gibt es Themen, wo Ihre Gesprächsbereitschaft endet?
    Wenn es um die Schaffung von immer neuen Stellen in der Verwaltung geht, da gibt es für uns ganz klar eine rote Linie. 

Das heißt, unter einem CSU-Oberbürgermeister hätte die Stadt keine „Mobilitätsmanagerin“ eingestellt?
    Nein. Bis jetzt ist uns auch noch nicht ganz klar, was diese Stelle bringen soll – außer Berge von Papier...

Wie könnte denn eine Zusammenarbeit mit SPD, Grünen oder Bündnis aussehen?
    Ich würde mir wünschen, dass wir es in der Zukunft einfach hinbekommen, uns bei den großen Fragen zu verständigen.

Wie damals bei der fraktionsübergreifenden Haushaltskonsolidierungsgruppe?
    Ja, nur dass von den Erfolgen dieser Gruppe beziehungsweise den Einsparungen ein Jahr später leider nicht mehr viel übrig ist. Mir geht es aber eigentlich wirklich um eine längerfristige Verständigung, über die nächste Wahl hinaus. Denn für Themen wie die Sportstättenentwicklung oder den Wohnungsbau braucht es eine stabile Mehrheit, unabhängig vom jeweiligen Oberbürgermeister. Wir dürfen uns nicht immer im Klein-Klein verfransen oder alles stets auf die lange Bank schieben!

Haben Sie ein Beispiel für diese lange Bank?
    Der Sport! Wir hätten längst ein Eisstadion. Aber 2017 hat die SPD plötzlich mit neuen Ideen und Planungen die alten Beschlüsse erst mal gestoppt. Damit haben wir zwei, drei Jahre verloren. Und heute können wir uns das Eisstadion nicht mehr leisten. Auch bei der Sportstättenentwicklung für ASV und TSV muss man leider sagen: Die Hartmann-Koalition hatte da bisher einfach keinen Zug, so wird das nix.

Wieso hat denn die CSU in all den Jahren, die sie auf dem Rathaus-Chefsessel saß, nicht angepackt?
    Das Argument lasse ich nicht gelten. Hartmann ist seit 2014 OB, seit drei Jahren hat er eine eigene Mehrheit. Da will ich mir nicht mehr anhören, was die CSU versäumt hat. Ein sehr wichtiges Thema derzeit ist das Wohnen. Schafft es die Stadtpolitik, dass man sich auch in fünf oder zehn Jahren noch ein Leben in dieser schönen Stadt leisten kann? Bundesbauministerin Klara Geywitz will, dass in Deutschland jährlich 400 000 neue Wohnungen gebaut werden. Dazu muss auch Dachau seinen Beitrag leisten. Aber den leisten wir nicht! Wir gehen da gerade in eine völlig falsche  Richtung.

Was läuft falsch?
    Natürlich wird Dachau das Zuzugs- und Wohnungsknappheitsproblem im Großraum München nicht allein lösen. Was ich aber erwarten würde, ist, dass gerade ein SPD-Bürgermeister das Thema konstruktiv angeht. Denn klar ist: Es wird zu wenig gebaut, die Nachfrage nach Wohnungen steigt, also werden die Mieten explodieren. Das wird DIE soziale Frage des Jahrzehnts! Da geht es um Sozialpolitik vor Ort!

Was konkret sollte der OB da tun?
    Er könnte doch einen Wohnungspakt Metropolregion initiieren, zusammen mit seinem Parteifreund Reiter in München. Da fragt man dann: Wie viele Wohnungen brauchen wir? Wie viele Wohnungen haben wir? Und wer kann welchen Beitrag leisten? Dass wir dabei viel sozialen Wohnungsbau benötigen, ist übrigens unstrittig. Was wir aber auch brauchen, ist privater Wohnungsbau. Es ist ein Irrglaube zu meinen, der Staat könne alles lösen.

Ist Dachau ein gutes Pflaster für Investoren?
    Am Ende geht es doch um die Frage: Habe ich ein Klima in meiner Verwaltung, das Dinge ermöglichen will? Oder habe ich ein Klima, in dem es eher ums Blockieren geht? Ein Beispiel: Ein Unternehmer berichtete mir kürzlich, dass er sein gewerblich genutztes Grundstück gern umnutzen würde, für ein anderes Gewerbe. Diese Nutzungsänderung zu genehmigen, dafür hat die Verwaltung ein Jahr gebraucht! Hier wird es jemand schwer gemacht, Geld zu investieren. Wir als CSU stehen für Weiterentwicklung.

Apropos: Viel entwickelt werden soll ja auf dem früheren MD-Gelände. Sind Sie zufrieden mit dem Sachstand des Projekts?
    Ich denke, das Bild, das wir als Stadt in dem bisherigen Prozess abgegeben haben, war nicht gut. Manches waren Stilfragen. Aber vor allem hat es sehr lange gedauert, bis man einen politisch tragfähigen Kompromiss zur Frage, wie viel Quadratmeter Wohnfläche man sich vorstellen kann, hinbekommen hat. Den Kompromiss haben übrigens SPD und CSU finden müssen, weil sich Grüne und Bündnis für Dachau aus diesem Konsens ausgeklinkt haben. Ohne diesen Kompromiss wäre das Projekt gegen die Wand gefahren, davon bin ich überzeugt.

Der Eindruck nach außen war, dass in den Jahren 2020 und 2021 in puncto MD-Gelände einfach gar nichts passiert ist.
    Hinter den Kulissen wurde sehr viel geredet. Aber dabei fehlte es unserer Meinung nach an politischer Führung und Gestaltungswillen. Bei so einem wichtigen Thema reicht bloßes Moderieren nicht, Anpacken ist gefragt! Und auch heute muss man klar sagen: Das Projekt ist noch nicht umgesetzt. Wenn ich mir so manche Wortbeiträge oder Veranstaltungen beispielsweise des Bündnis anschaue, habe ich eher den Eindruck, die wollen es verhindern.

2026 wird wieder gewählt. Wie und wann werden Sie in den Wahlkampf einsteigen?
    Es gibt noch keinen finalen Zeitplan. Wir werden aber auf alle Fälle gründlich überlegen, ob wir einen CSU-Kandidaten aufstellen, oder eine CSU-Kandidatin, oder ob wir uns für einen von mehreren Gruppierungen getragenen Kandidaten entscheiden. Ich kann mir grundsätzlich gerade viele Optionen vorstellen. Die verschärften Überlegungen dazu dürften 2024 starten.

Wenn wir gerade von Zeitplänen sprechen: Wann schwimmen Sie mit Ihren dreijährigen Kindern im neuen Hallenbad?
    Ich fürchte, sie werden leider woanders schwimmen lernen müssen (lacht). 

Aber im Ernst, wie geht’s weiter mit dem Bau?
    Ich weiß es nicht, es werden uns ja keine Termine mehr genannt. Was wir jetzt aber als allererstes brauchen, ist eine knallharte Bestandsaufnahme, in welchem Zustand dieser halbfertige Bau ist. Und je nach dem, wie die Antwort auf diese Frage ausfällt, müssen wir dann entscheiden. Ich bin gespannt!

Verstehe ich Sie gerade richtig: Wenn die Bestandsaufnahme ergibt, das Bad ist nicht mehr zu retten, dann steht auch ein Abriss im Raum?
    Es gab immer mal wieder Gebäude in der Geschichte, wo man gemerkt hat, die sind nicht zu retten und die dann abgerissen wurden. Aber seriös können wir darüber wirklich erst sprechen, wenn wir alle Fakten auf dem Tisch haben.

Hand aufs Herz: Ist das Ganze nicht furchtbar peinlich für Dachau?
    Natürlich. Aber wir alle – das gilt für OB, Werkleiter und Stadträte gleichermaßen – haben uns von bunten Bildern in dieses Projekt reinreden lassen. Wir haben uns von den geschwungenen Linien und schönen Bögen blenden lassen. Und leider einfach nicht gesagt: Stopp, das ist nicht das, was wir wollen, wir wollen einfach nur einen schnöden Ersatz für das alte Bad. Für die Zukunft ist das eine Lehre, die hoffentlich keiner mehr vergisst.

Interview:
Stefanie Zipfer