Sitzungsbeginn: 14:30 Uhr, Sitzungssaal der Stadtwerke Dachau im 2. OG
Öffentliche Tagesordnungspunkte
- Wirtschaftsplan 2026
- Verschiedenes öffentlich
Sitzungsbeginn: 14:30 Uhr, Sitzungssaal der Stadtwerke Dachau im 2. OG
Öffentliche Tagesordnungspunkte
Die Stadt Dachau ist nun - neben Erding und Bad Aibling - als Projektgebiet zur Untersuchung letaler Einzelmaßnahmen gegenüber Saatkrähen ausgewählt worden. Dies gab der Dachauer Stimmkreisabgeordnete Bernhard Seidenath heute zusammen mit dem Vorsitzenden des Umweltausschusses des Bayerischen Landtags, Alexander Flierl, in München bekannt.
Das Bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzministerium hat das Bayerische Landesamt für Umwelt nun mit der Ausarbeitung eines Projekts beauftragt, mit dem die Wirksamkeit von letalen Einzelmaßnahmen als Managementmaßnahme im Vergleich zu nicht-letalen Maßnahmen ermittelt werden soll. Ziel ist es, die landwirtschaftlichen und urbanen Schäden durch Saatkrähen zu reduzieren. „Wichtig ist uns vor allem herauszufinden, welche Rahmenbedingungen zu erfüllen sind, um eine nachhaltige Vergrämungswirkung zu erreichen. Welche Maßnahmen müssen zur Eindämmung der von Saatkrähenkolonien ausgehenden Problematik in besiedelten Bereichen ergriffen werden? Dies steht im Blickpunkt des Projekts, in das auch Landwirte, Grundeigentümer und Jagdausübungsberechtigte eingebunden werden“, betonten Flierl und Seidenath. Sowohl der Landtag als auch die Öffentlichkeit sollen zeitnah über die Ergebnisse und den Verlauf des Projekts unterrichtet werden.
Seit Jahren sorgt die stark zunehmende Population von Saatkrähen bei der Dachauer Bevölkerung für Unmut. Gerade an zentralen Stellen, etwa in der Münchner Straße, am Bahnhof, der Schleißheimer Straße oder dem Ernst-Reuter-Platz, sind die Menschen in ihren Wohnungen, in Gaststätten oder Geschäften durch die Vögel sowie ihren Kot und Lärm geplagt.
Im März dieses Jahres hatten sich Seidenath und Flierl gemeinsam mit Stadtrat Tobias Stephan sowie Anwohnerinnen und Anwohnern in einem Vor-Ort Termin an den Saatkrähen-Brennpunkten in der Stadt Dachau ein Bild der Situation und der massiven Belastung der Bürgerinnen und Bürger gemacht. Tobias Stephan und Seidenath hatten bei dieser Gelegenheit eine zweite Tranche an Postkarten mit Hilferufen von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern an Alexander Flierl übergeben.
Dieser konnte nun Vollzug melden: „Wir halten Wort: es geht voran! Dachau ist als Modellprojekt im urbanen Raum gesetzt. Der hohe Schutzstatus der Saatkrähe lässt eine raschere Lösung halt einfach nicht zu“, betonte Flierl und war sich mit Seidenath einig: „Die heutige Nachricht ist ein großer und wichtiger Schritt für die geplagten Anwohnerinnen und Anwohner!"
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Die CSU-Stadtratsfraktion stellt folgenden ANTRAG:
Die Stadtwerke untersuchen die Machbarkeit und ermitteln den groben Investitionsrahmen einer Wärmepumpe an der Amper an ihren bestehenden Kraftwerksanlagen.
BEGRÜNDUNG:
Gemäß einer neuen Untersuchung der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) besteht in Bayern erhebliches Potential der Wärmegewinnung aus Fließgewässern um einen Teil des örtlichen Wärmebedarfs abdecken zu können. In der Untersuchung wird insbesondere darauf hingewiesen, dass sich bereits bestehende Bauwerke zur Energiegewinnung mit Staustufen eignen, da auf deren Strukturen aufgebaut werden kann.
Die Stadtwerke Dachau verfügen über entsprechende Wasserkraftwerke an der Amper und sollen daher eine entsprechende Machbarkeitsuntersuchung anstellen. So könnte eine Flußwasser-Wärmepumpe neben Geothermie einen signifikanten Beitrag für den Betrieb eines Wärmenetzes im Stadtgebiet Dachau leisten. Für nähere Ausführungen wird auf die Pressemitteilung der FfE, sowie deren öffentlich zugänglicher Untersuchung verwiesen (https://www.ffe.de/news/bayern-heiztkuenftig-auch-mit-waerme-aus-dem-fluss/).
HAUSHALTSMÄSSIGE AUSWIRKUNGEN:
Für die Bearbeitung des Antrags ggf. Mittel für das Einholen externer Expertise, sowie die Untersuchung der Machbarkeit.
Florian Schiller Norbert Winter
Fraktionsvorsitzender Stadtrat, Fraktionssprecher Werkausschuss
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die CSU-Stadtratsfraktion stellt folgenden ANTRAG:
Die Parkplätze vor dem Zieglerbräu (Konrad-Adenauer-Straße 8, 85221 Dachau), die derzeit für Hotelgäste reserviert sind, werden zur öffentlichen Nutzung freigegeben.
BEGRÜNDUNG:
Der Zieglerbräu Dachau hat seit dem 31.12.23 geschlossen. Aus diesem Grund können die beiden Parkplätze direkt vor dem Gebäude, welche bisher für Hotelgäste reserviert waren, wieder der öffentlichen Nutzung zugeführt werden. In diesem Zuge könnte auch auf dem Widerstandsplatz ein neuer Behindertenparkplatz geschaffen werden. Hier besteht insb. durch die ansässigen Ärzte ein hoher Bedarf an einer barrierefreien Parkmöglichkeit für Menschen mit besonderen Anforderungen.
HAUSHALTSMÄSSIGE AUSWIRKUNGEN:
Änderung der Beschilderung
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Schiller Peter Strauch
Fraktionsvorsitzender Stadtrat
In der Sitzung des Werkausschusses am 24.10.23 wurde der Wirtschaftsplan für 2024 trotz der von uns geäußerten Bedenken und entgegen unseren Stimmen (und der der ÜB) „durchgeboxt“.
Warum wir dem Wirtschaftsplan nicht zugestimmt haben, hat mehrere Gründe.
Im Vordergrund stehen dabei die – fast wie jedes Jahr - schon wieder massiv steigenden Personalkosten.
Ein paar Zahlen zur Einordnung: Im Jahr 2010 lagen die Ausgaben für das Personal noch bei 7,3 Millionen Euro, 2022 waren es schon stolze 15,8 Millionen. Dies ist ein Zuwachs von 116,5%, im Gegensatz dazu wuchs der Umsatz im gleichen Zeitraum lediglich um 46,4 %. Damit nicht genug, für 2023 wurden die Personalausgaben auf knapp 18 Millionen Euro angehoben und jetzt sollte noch einmal eine Erhöhung für 2024 auf 19,3 Millionen erfolgen.
Nun stellt sich die Frage, wie das finanziert wird. Fakt ist, dass der Stromabsatz rückläufig ist (-21 %) und der von Gas stagniert. Somit sprudeln die beiden traditionellen Einnahmequellen nicht mehr so üppig, die Folge davon sind massive Kreditaufnahmen. Man spricht hier von 22,7 Millionen Euro für das Jahr 2023 und für 2024 von sage und schreibe 29,4 Millionen. Gesamt seit 2010 ca. 100 Millionen Euro.
Auch die Entwicklung der Eigenkapitalquote gibt uns Anlass zur Sorge. Lag diese im Jahr 2017 noch bei satten 58%, so wurden für das Jahr 2022 „nur“ noch 45% gemeldet.
In Anbetracht dieser Zahlen konnte die CSU-Fraktion dem Wirtschaftsplan für 2024 nicht zustimmen, leider teilte der Rest des Ausschusses mit Ausnahme der ÜB unsere Bedenken nicht.
Wir können nur hoffen, dass dieses Finanzexperiment namens Wirtschaftsplan 2024 mittel- und langfristig aufgeht und die finanzielle Sicherheit der Stadtwerke erhalten bleibt.
Norbert Winter
Sprecher der CSU-Fraktion im Werkausschuss
Im Jahr 2023 fließen 20,2 Milliarden Euro im Freistaat Bayern an seine Kommunen. Dies ist sowohl in absoluten Zahlen eine Rekordsumme, aber auch prozentual gemessen am Haushaltsvolumen des Freistaats. Dieses beträgt heuer 71,2 Milliarden Euro und ist damit geringer als in den drei Jahren davor. Der Anteil für die Leistungen an die Kommunen ist aber trotzdem seit 2020 kontinuierlich gestiegen, von 17,7 Mrd. Euro (22% Anteil am Gesamtvolumen) auf jetzt mehr als 20 Mrd. Euro (28,5%). Mehr als jeder vierte Euro, der im Freistaat Bayern ausgegeben wird, fließt also an seine Kommunen.
Der kommunale Finanzausgleich ist dabei nur eine Säule der Kommunalfinanzierung. Mit 11,1 Mrd. Euro wurde hierbei heuer ein neuer Rekordwert erreicht. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 5,8% bzw. 607 Mio. Euro. Dazu erhalten die Kommunen rund 38% der Grunderwerbssteuer des Landes, 70 % aus der Bundeskompensation für die KFZ-Steuer und weitere Leistungen.
Zusätzliche Unterstützungsleistungen fast in der gleichen Größenordnung des kommunalen Finanzausgleiches, nämlich 9 Mrd. Euro, lässt der Freistaat Bayern seinen Kommunen über andere Wege zukommen. Auch hier ist gegenüber 2020 ein Plus von 1,6 Mrd. Euro zu verzeichnen. So erhalten die Kommunen 2 Mrd. Euro über das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) für Kinderbetreuung vor Ort. Im Asyl-Bereich erstattet Bayern seinen Kommunen die Ausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu 100%. Allein im Jahr 2022 beliefen sich die Erstattungen auf 574 Mio Euro. In anderen Bundesländern werden hier teilweise nur Pauschalen an die Kommunen bezahlt, die die Kosten bei weitem nicht decken.
Zusätzlich erhalten die Kommunen im Rahmen des Finanzausgleichs auch 2023 Leistungen aus allgemeinen staatlichen Haushaltsmitteln.
Hier einige Beispiele:
Unter dem Strich bleibt die erfreuliche Erkenntnis, dass die Finanzsituation der bayerischen Kommunen im Ländervergleich sehr gut ist. Die Verschuldung ist gering, so dass kaum Kassenkredite in Anspruch genommen werden müssen. Im Jahr 2021 betrug die Verschuldung 1.142 Euro je Einwohner, wohingegen der Durchschnitt der Flächenländer in Westdeutschland 2.108 Euro betrugen. Kassenkredite wurden nur in Höhe von 31 Euro je Einwohner aufgenommen. Die Kommunen in NRW und im Saarland liegen hier deutlich über 1.000 Euro, Rheinland-Pfalz sogar über 1.400 Euro. Auch bei der Investitionsquote liegen Bayerns Kommunen schon lange vorne. Im Jahr 2021 lag diese bei stolzen 23,5 % (Durchschnitt Kommunen Flächenländer West 2021: 15,2 %; NRW nur 11,3 %). Die Investitionsausgaben erreichten trotz Krise auch 2021 ein Spitzenniveau von über 11 Mrd. Euro.
Fazit: Bayern ist das kommunalfreundlichste Bundesland, Bayern unterstützt seine Kommunen nach Kräften, jeder vierte Euro aus dem Staatshaushalt geht an die Kommunen. Aber kommunale Selbstverwaltung bedeutet auch, dass die Kommunen ihre Hausaufgaben machen und auch vor Ort gut wirtschaften und haushalten müssen. Im Landkreis Dachau hatten die Kommunen als Standort zudem einen mittlerweile nachweisbaren Malus durch das schlimmste Kapitel der Deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945. Die Folgen des NS-Regimes und der Stempel „Dachau“, dem Ort des ersten Konzentrationslagers in Deutschland, haben leider lange Zeit negativ nachgewirkt. Es ist das Verdienst von Oberbürgermeister Peter Bürgel, Dachau zu einem inzwischen international allgemein anerkannten Gedenk- und Erinnerungsort gemacht zu haben. Unser Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath und Erdwegs 1. Bürgermeister Christian Blatt, zudem Kreisvorsitzender der kommunalpolitischen Vereinigung der CSU (KPV), werden hierzu über den Bayerischen Landtag ein umfangreiches Antragspaket stellen, um diese Spätfolgen für unsere Dachauer Kommunen künftig - vor allem durch Änderungen im Bundesrecht - auszugleichen. Die CSU-Fraktion im Dachauer Stadtrat unterstützt dieses wichtige Vorhaben zu 100%.
Tobias Stephan
Diplom-Politologe (Univ.)
Stadtrat
CSU-Ortsvorsitzender Dachau
Herr Schiller, wie lange hat es gedauert, bis Sie sich vom letzten Kommunalwahlergebnis erholt haben?
Florian Schiller: Klar, das OB-Wahlergebnis war mit 14 Prozent ein Tiefschlag. Das kann man nicht anders bezeichnen. Im Stadtrat sind wir zumindest bei 26 Prozent gelandet, haben aber auch Sitze verloren. Das ist nicht das, wo wir sein wollten und wo wir in Zukunft sein wollen. Das ist völlig klar.
„Opposition ist Mist“ hat Franz Müntefering mal gesagt. Hat er also recht?
Für uns gilt: Wir haben das Ergebnis der Kommunalwahl angenommen und machen keine Fundamentalopposition. Das ist weder das, was die Bürger wollen, noch das, was die Kommune voranbringt.
Beruht diese Erkenntnis auf der Analyse Ihres Kommunalwahlkampfs, den viele als zu polarisierend empfanden?
Der OB ist ein sehr populärer Amtsinhaber, das zeigt sein astronomisches Wahlergebnis von 76 Prozent. Unsere Strategie, ihn inhaltlich anzugreifen – persönlich haben wir ihn übrigens nie angegriffen! – hat daher offensichtlich nicht funktioniert. Unsere Kritik hat sich eher ins Gegenteil verkehrt.
Die linke Mehrheit im Stadtrat, vor der Sie explizit gewarnt hatten, wurde dann ja auch Realität.
Das stimmt. Wobei das Interessante ist: Das Links-Bündnis oder wie auch immer Sie es nennen wollen, funktioniert bei den gewichtigen Themen nicht. Einig sind sich SPD, Grüne und Bündnis für Dachau eigentlich nur in der Verkehrspolitik, also beispielsweise in der Frage, wie viele Parkplätze zugunsten von Fahrradwegen weggenommen werden. Und es funktioniert beim Thema Bauen. Stichwort: der vor einem Jahr beschlossene Konsens zur Baulandentwicklung, der meines Erachtens eher ein Konsens zur Bauland-Nichtentwicklung ist.
Auch in Haushaltsfragen gab es zwischen SPD, Grünen und Bündnis keine Differenzen.
Wenn es um die Aufblähung der Verwaltung geht, sind sie sich einig. Genau wie bei der Verteilung der Posten, was man gleich zu Beginn bei der Wahl der Bürgermeister sehen konnte...
Wo waren sich Rot, Grün und Bündnis dann nicht einig? Und wäre das nicht eine Chance für Ihre CSU?
Bei großen Fragen wie zum Beispiel beim Zehn-Minuten-Takt oder beim MD-Gelände waren sie nicht einer Meinung. Da kam es immer auf die CSU an. Und das ist auch unsere Botschaft: Wir verschließen uns nicht. Dinge, die vernünftig sind für die Stadt, die tragen wir mit.
Gibt es Themen, wo Ihre Gesprächsbereitschaft endet?
Wenn es um die Schaffung von immer neuen Stellen in der Verwaltung geht, da gibt es für uns ganz klar eine rote Linie.
Das heißt, unter einem CSU-Oberbürgermeister hätte die Stadt keine „Mobilitätsmanagerin“ eingestellt?
Nein. Bis jetzt ist uns auch noch nicht ganz klar, was diese Stelle bringen soll – außer Berge von Papier...
Wie könnte denn eine Zusammenarbeit mit SPD, Grünen oder Bündnis aussehen?
Ich würde mir wünschen, dass wir es in der Zukunft einfach hinbekommen, uns bei den großen Fragen zu verständigen.
Wie damals bei der fraktionsübergreifenden Haushaltskonsolidierungsgruppe?
Ja, nur dass von den Erfolgen dieser Gruppe beziehungsweise den Einsparungen ein Jahr später leider nicht mehr viel übrig ist. Mir geht es aber eigentlich wirklich um eine längerfristige Verständigung, über die nächste Wahl hinaus. Denn für Themen wie die Sportstättenentwicklung oder den Wohnungsbau braucht es eine stabile Mehrheit, unabhängig vom jeweiligen Oberbürgermeister. Wir dürfen uns nicht immer im Klein-Klein verfransen oder alles stets auf die lange Bank schieben!
Haben Sie ein Beispiel für diese lange Bank?
Der Sport! Wir hätten längst ein Eisstadion. Aber 2017 hat die SPD plötzlich mit neuen Ideen und Planungen die alten Beschlüsse erst mal gestoppt. Damit haben wir zwei, drei Jahre verloren. Und heute können wir uns das Eisstadion nicht mehr leisten. Auch bei der Sportstättenentwicklung für ASV und TSV muss man leider sagen: Die Hartmann-Koalition hatte da bisher einfach keinen Zug, so wird das nix.
Wieso hat denn die CSU in all den Jahren, die sie auf dem Rathaus-Chefsessel saß, nicht angepackt?
Das Argument lasse ich nicht gelten. Hartmann ist seit 2014 OB, seit drei Jahren hat er eine eigene Mehrheit. Da will ich mir nicht mehr anhören, was die CSU versäumt hat. Ein sehr wichtiges Thema derzeit ist das Wohnen. Schafft es die Stadtpolitik, dass man sich auch in fünf oder zehn Jahren noch ein Leben in dieser schönen Stadt leisten kann? Bundesbauministerin Klara Geywitz will, dass in Deutschland jährlich 400 000 neue Wohnungen gebaut werden. Dazu muss auch Dachau seinen Beitrag leisten. Aber den leisten wir nicht! Wir gehen da gerade in eine völlig falsche Richtung.
Was läuft falsch?
Natürlich wird Dachau das Zuzugs- und Wohnungsknappheitsproblem im Großraum München nicht allein lösen. Was ich aber erwarten würde, ist, dass gerade ein SPD-Bürgermeister das Thema konstruktiv angeht. Denn klar ist: Es wird zu wenig gebaut, die Nachfrage nach Wohnungen steigt, also werden die Mieten explodieren. Das wird DIE soziale Frage des Jahrzehnts! Da geht es um Sozialpolitik vor Ort!
Was konkret sollte der OB da tun?
Er könnte doch einen Wohnungspakt Metropolregion initiieren, zusammen mit seinem Parteifreund Reiter in München. Da fragt man dann: Wie viele Wohnungen brauchen wir? Wie viele Wohnungen haben wir? Und wer kann welchen Beitrag leisten? Dass wir dabei viel sozialen Wohnungsbau benötigen, ist übrigens unstrittig. Was wir aber auch brauchen, ist privater Wohnungsbau. Es ist ein Irrglaube zu meinen, der Staat könne alles lösen.
Ist Dachau ein gutes Pflaster für Investoren?
Am Ende geht es doch um die Frage: Habe ich ein Klima in meiner Verwaltung, das Dinge ermöglichen will? Oder habe ich ein Klima, in dem es eher ums Blockieren geht? Ein Beispiel: Ein Unternehmer berichtete mir kürzlich, dass er sein gewerblich genutztes Grundstück gern umnutzen würde, für ein anderes Gewerbe. Diese Nutzungsänderung zu genehmigen, dafür hat die Verwaltung ein Jahr gebraucht! Hier wird es jemand schwer gemacht, Geld zu investieren. Wir als CSU stehen für Weiterentwicklung.
Apropos: Viel entwickelt werden soll ja auf dem früheren MD-Gelände. Sind Sie zufrieden mit dem Sachstand des Projekts?
Ich denke, das Bild, das wir als Stadt in dem bisherigen Prozess abgegeben haben, war nicht gut. Manches waren Stilfragen. Aber vor allem hat es sehr lange gedauert, bis man einen politisch tragfähigen Kompromiss zur Frage, wie viel Quadratmeter Wohnfläche man sich vorstellen kann, hinbekommen hat. Den Kompromiss haben übrigens SPD und CSU finden müssen, weil sich Grüne und Bündnis für Dachau aus diesem Konsens ausgeklinkt haben. Ohne diesen Kompromiss wäre das Projekt gegen die Wand gefahren, davon bin ich überzeugt.
Der Eindruck nach außen war, dass in den Jahren 2020 und 2021 in puncto MD-Gelände einfach gar nichts passiert ist.
Hinter den Kulissen wurde sehr viel geredet. Aber dabei fehlte es unserer Meinung nach an politischer Führung und Gestaltungswillen. Bei so einem wichtigen Thema reicht bloßes Moderieren nicht, Anpacken ist gefragt! Und auch heute muss man klar sagen: Das Projekt ist noch nicht umgesetzt. Wenn ich mir so manche Wortbeiträge oder Veranstaltungen beispielsweise des Bündnis anschaue, habe ich eher den Eindruck, die wollen es verhindern.
2026 wird wieder gewählt. Wie und wann werden Sie in den Wahlkampf einsteigen?
Es gibt noch keinen finalen Zeitplan. Wir werden aber auf alle Fälle gründlich überlegen, ob wir einen CSU-Kandidaten aufstellen, oder eine CSU-Kandidatin, oder ob wir uns für einen von mehreren Gruppierungen getragenen Kandidaten entscheiden. Ich kann mir grundsätzlich gerade viele Optionen vorstellen. Die verschärften Überlegungen dazu dürften 2024 starten.
Wenn wir gerade von Zeitplänen sprechen: Wann schwimmen Sie mit Ihren dreijährigen Kindern im neuen Hallenbad?
Ich fürchte, sie werden leider woanders schwimmen lernen müssen (lacht).
Aber im Ernst, wie geht’s weiter mit dem Bau?
Ich weiß es nicht, es werden uns ja keine Termine mehr genannt. Was wir jetzt aber als allererstes brauchen, ist eine knallharte Bestandsaufnahme, in welchem Zustand dieser halbfertige Bau ist. Und je nach dem, wie die Antwort auf diese Frage ausfällt, müssen wir dann entscheiden. Ich bin gespannt!
Verstehe ich Sie gerade richtig: Wenn die Bestandsaufnahme ergibt, das Bad ist nicht mehr zu retten, dann steht auch ein Abriss im Raum?
Es gab immer mal wieder Gebäude in der Geschichte, wo man gemerkt hat, die sind nicht zu retten und die dann abgerissen wurden. Aber seriös können wir darüber wirklich erst sprechen, wenn wir alle Fakten auf dem Tisch haben.
Hand aufs Herz: Ist das Ganze nicht furchtbar peinlich für Dachau?
Natürlich. Aber wir alle – das gilt für OB, Werkleiter und Stadträte gleichermaßen – haben uns von bunten Bildern in dieses Projekt reinreden lassen. Wir haben uns von den geschwungenen Linien und schönen Bögen blenden lassen. Und leider einfach nicht gesagt: Stopp, das ist nicht das, was wir wollen, wir wollen einfach nur einen schnöden Ersatz für das alte Bad. Für die Zukunft ist das eine Lehre, die hoffentlich keiner mehr vergisst.
Interview:
Stefanie Zipfer
Der Stadt droht damit, dass Schulden nur noch für absolute Pflichtaufgaben von der Rechtsaufsicht genehmigt werden. Der Handlungsspielraum schwindet zusehends.
Was aber war die Antwort des Oberbürgermeisters auf meine Frage, wohin er mit dem Haushalt will und ob er eine Linie für die schwierigen Beratungen vorgeben wolle? Sichtlich aufgebracht entgegnete Hartmann: „Das ist nicht meine Aufgabe.“ Weiter führte er aus, er werde nicht der sein, der sich mit Kürzungen unbeliebt macht. Führung sieht in einer solchen Situation anders aus.
Angesichts der Lage wäre es angezeigt, den Entwurf nochmals grundlegend zu überarbeiten und auch knapp 2 Millionen Mehrausgaben für die Schaffung neuer Stellen in der Verwaltung zu überdenken.
Die CSU-Fraktion hat im Hauptausschuss dagegen gestimmt, dem Stadtrat die Annahme dieses Haushaltsentwurfs anzunehmen. Die Mehrheitsfraktionen SPD, Grüne und Bündnis tragen hingegen Hartmanns Kurs kritiklos mit.
Florian Schiller, CSU-Fraktionsvorsitzender